Seit Anfang Mai 2022 wurden zunächst in Großbritannien und danach auch in anderen europäischen Ländern sowie am 20.05.22 auch in Deutschland vermehrt Fälle von Affenpocken verursacht durch das Affenpockenvirus bei Menschen nachgewiesen.
Affenpockenvirus-Infektionen sind nicht neu, aber sehr selten. Affenpockenviren (Monkeypox virus, Genus Orthopoxvirus) sind in West- und Zentralafrika (insbesondere in Nigeria und dem Kongo) bei Nagetieren (Affen sind Fehlwirte) verbreitet. In diesen Ländern finden sich auch die häufigsten Infektionen beim Menschen. Die aktuell in Europa und Deutschland aufgetretenen Fälle werden durch die westafrikanische Variante des Virus verursacht, sind jedoch nicht reiseassoziiert. Vermutlich werden sie von Nagetieren auf den Menschen durch Kontakt zu infizierten Tieren oder durch Verzehr von nicht ausreichend erhitzten, infizierten Fleisch übertragen. Eine Übertragung bereits in der Prodromalphase ist bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete ebenfalls möglich, jedoch ist die Infektiosität der Affenpocken wesentlich geringer als der echten Pocken und der Windpocken.
Eine Übertragung der Affenpockenviren von Mensch zu Mensch erfolgt sehr selten. Sie ist bei engem direkten Kontakt v. a. mit den virushaltigen Hautveränderungen wie Bläscheninhalt oder Schorf, oder indirekt über kontaminierte Gegenstände möglich.
Von Mensch zu Mensch werden andere Erreger mit denselben Infektionssymptomen häufiger übertragen, wie z. B. das Humane Herpesvirus 1 und 2, das Varizella-Zoster-Virus, der Syphilis-Erreger Treponema pallidum und viele weitere. Diese Infektionserreger müssen differentialdiagnostisch berücksichtigt bzw. ausgeschlossen werden.
Die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt zwischen 7 und 21 Tagen. Erste Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Einige Tage nach dem Auftreten von Fieber entwickeln sich Hauteffloreszenzen, welche simultan die Stadien Macula, Papula, Vesikula und Pustula durchlaufen und letztlich verkrusten und abfallen. Die Hauteffloreszenzen beginnen häufig im Gesicht und breiten sich dann auf andere Körperteile aus. Insbesondere bei einigen aktuell (Mai 2022) gemeldeten Fällen wurde auch ein Beginn der Effloreszenzen im Urogenital-Bereich berichtet.
Eine Labordiagnostik auf Affenpockenviren sollte erfolgen bei einer passenden klinischen Symptomatik in Verbindung mit Tierkontakten, Reiseanamnese, bei MSM oder Kontakt zu nachweislich mit Affenpocken infizierten Menschen oder Verdachtsfällen von Infizierten. Aufgrund der aktuellen Häufung von Infektionen nicht-reiseassoziierter Affenpocken-Fälle ist eine erhöhte Wachsamkeit indiziert.
Die Diagnostik erfolgt mittels PCR im Abstrich (trockener Tupferund vorrangig ein steriles Leerröhrchen, alternativ kann das Guanidinhydrochlorid-haltiges PCR Medium verwenden!) von Bläschen oder Krusten der Haut im Konsiliarlabor für Pockenviren am Robert-Koch-Institut. Verdachtsfälle müssen unbedingt eindeutig und deutlich als Affenpocken-Verdachtsfall gekennzeichnet sein, um einen sachgerechten Umgang und Transport der infektiösen Proben gewährleisten zu können! Es ist grundsätzlich der Begleitschein zur Einsendung von Probenmaterial für die Diagnostik bei Verdacht auf Affenpocken, mit dem Untersuchungsmaterial in unserem Labor einzureichen.
Der Probentransport zum RKI erfolgt mit einer Verpackung in Abhängigkeit von der Ausgangslage; Verdacht oder bestätigter Fall?
Der Versand kann bei Raumtemperatur erfolgen. Nur bei Organ- und Gewebeproben ist ein gekühlter Versand erforderlich. Der Transport zum RKI wird über unseren Fahrdienst organisiert.
Es besteht sowohl ein Arzt-Meldepflicht gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 IfSG als auch eine Labor-Meldepflicht gemäß § 7.2 IfSG.
Weitere Informationen finden Sie u. a. auf den Internetseiten des RKI (siehe unten).
Für weitere Rückfragen stehen wir Ihnen ebenfalls jederzeit zur Verfügung.
RKI - Antworten auf häufig gestellten Fragen zu Affenpocken